2015-08-26 19:24

FrOSCon 2015

Am letzten Wochenende fand die Jubiläumsausgabe der Konferenz zu Freier und Open Source Software (FrOSCon) in St. Augustin statt. Es war nämlich die zehnte Veranstaltung. Neben einer gut gefüllten Ausstellungsfläche, wo freie Projekte und Firmen gleichermaßen vertreten waren, gab es wieder ein reichhaltiges Vortragsprogramm, und die Auswahl unter den parallel stattfindenen Vorträgen fiel oft schwer.

Für mich stand die FrOSCon diesmal unter dem Motto Docker, zu dem ich einen Workshop und zwei Vorträge besucht habe.

Samstag

Im Dokumenten-KungFoo mit Markdown, Pandoc & Co ging es hauptsächlich um das Tool Pandoc, mit dem man Texte von und nach zahlreichen Textformaten konvertieren kann. Kernstück von Pandoc ist Markdown, das als Ausgangsformat für die Erstellung von Texten sehr beliebt ist. In der ersten Hälfte des Workshops ging es um die grundlegende Bedienung von Pandoc und die Ausgabemöglichkeiten in HTML. Hauptthema der zweiten Hälfte waren TeX/LaTeX und PDF-Erstellung.

600k QPS on MySQL Galera cluster war ein Praxisbericht über den Einsatz des MySQL-Aufsatzes Galera Cluster. Galera bietet eine synchrone Replikation der Transaktionen auf alle beteiligten Datenbank-Knoten und ermöglicht bei richtiger Handhabung einen Datenbank-Betrieb mit 100% Verfügbarkeit in Bezug auf geplante Downtimes. Der Titel des Vortrages war bereits wieder veraltet, denn kurz vorher wurden auf dem Cluster sogar 1,1 Millionen Queries per Second gemessen.

Der Docker Workshop bot die Möglichkeit, sich mit dem beliebten Container-Handhabungstool vertraut zu machen. In diesem sehr gut gefüllten Workshop wurden einfache Container auf Basis von Debian und Ubuntu erstellt, mit eigenen Inhalten angereichert und die Netzwerk- und Filesystem-Operationen des CLI Tools docker ausprobiert.

Sonntag

Am Sonntag gibt es gleich weiter mit Docker. In Mobi Dock im Windkanal beschrieb der Vortragende die Einsatzmöglichkeiten von Docker im High Performance Computing. Hier ging es hauptsächlich um die Performance-Eigenschaften von Docker, das auf der Container-Technologie LXC basiert. Zusätzlich zu seinen eigenen Erfahrungen zitierte er viel aus zwei Papers über Performancemessungen von Virtualisierungs- und Containertechnologien.

Private Cloud mit OpenSource - Jetzt aber in echt war ein mit Grundlagen angereicherter Praxisbericht über den Einsatz des Clusterfilesystems Ceph und der komplexen Clound-Umgebung OpenStack. Der Vortrag war im Prinzip zweigeteilt; im ersten Teil ging es um die vielen Open Source Produkte im Umfeld der genannten Technologien und ihr gut funktionierendes Zusammenspiel. Im zweiten Teil gab es dann einen harten Bruch in Form einer langen Liste, was alles (zunächst) nicht funktioniert hat und welche Erfahrungen gemacht und Schlüsse gezogen worden.

Die Keynote am Sonntag hielt John “maddog” Hall, Gründer und Präsident der Initiative Linux International. Beginning of the End or End of the Beginning begann mit einem historischen Abriss der Computergeschichte und der Rolle von maddog darin und endete mit Prognosen, wie in der nahen und fernen Zukunft Freie Software und Freie Kultur die Computerei und die Welt insgesamt verändern werden. Interessant war vor allem ein Rückblick auf seine Prognosen, die er vor 10 Jahren als Keynote-Speaker auf der ersten FrOSCon getätigt hatte und dem Abgleich mit der Realität.

Was ist Cloud? fragte Kristian Köhntopp, den man mittlerweile zu den Prominenten auf Veranstaltungen wie der FrOSCon zählen muss. Die Antwort lieferte er natürlich gleich mit. Der Ausgangspunkt war die Feststellung, dass ein typischer aktueller RZ-Server für zahlreiche Anwendungen weit überdimensioniert ist und für einen wirtschaftlichen Einsatz beim Provider für mehrere Kundenanwendungen parallel genutzt werden muss. Wie das geht, welche Technologien dabei zum Einsatz kommen und wo die Schwierigkeiten und Herausforderungen liegen, wurde anschließend mit viel Fachwissen und Humor erläutert. Als Kernproblem wurde die Skalierung des Netzwerks identifiziert, das durch Cloud-Storagetechnologien zu einem Flaschenhals werden kann.

Ansible Basics war ein kurzer Einführungskurs in das Tool zum automatischen Konfigurationsmanagement Ansible. Nach einer kurzen Vorstellung der Architektur wurde vor allem auf das Schreiben von (schlechten und guten) Rezepten eingegangen. Im Anschluss an den relativ kurzen Vortrag wurden sehr viele Fragen gestellt und lebhaft diskutiert, was die Wichtigkeit des Themas Konfigurationsmanagemt im Arbeitsleben des Systemadministrators unterstreicht.

Mit Docker in Produktion endete für mich die diesjährige FrOSCon. Der selbe Referent, der bereits am Samstag den Workshop gehalten hatte, zeigte anhand eines Praxisbeispiels aus seinem Berufsumfeld den Einsatz von Docker zum Aufbau eines komplexen Verbundes aus Microservices in einer größeren Webanwendung. Interessanterweise ging es dabei weniger um Skalierbarkeit und effizienten Ressourceneinsatz, sondern um Kapselung, Rollout, Releasemanagement und Einfachheit.

Fazit

Zunächst muss ich ein dickes Dankeschön an diejenigen Leute aussprechen, die einen Event dieser Art überhaupt erst möglich machen: die Organisatoren, die vielen freiwilligen Helfer, die Vortragenden, Aussteller und Sponsoren und Last not Least die Verantwortlichen an der Hochschule Sankt Augustin. Die FrOSCon ist auch im zehnten Jahr ihres Bestehens definitiv eine Reise wert und hat sich nach den Chemnitzer Linuxtagen zur zweitgrößten Veranstaltung zu Linux und Open Source Software entwickelt.

Eine auffallende Veränderung der letzten Jahre ist auch an der FrOSCon zu beobachten. Die verschiedenen Open Source Projekte betrachten sich kaum noch als Konkurrenz zueinander. Distributionen wie OpenSuse, Ubuntu, Fedora sitzen an den Ständen einträchtig nebeneinander und arbeiten zusammen. Projektmitglieder von OpenSuse besuchen die Debian Conference, Debianer interessieren sich für SuSE Events in Nürnberg. Egal ob Distributionen, Desktop-Umgebungen oder Programmiersprachen, das Miteinander steht viel stärker im Vordergrund als eventuelle Grabenkämpfe oder Konkurrenzdenken. Einen Beitrag leistet dazu leistet sicher die Initiative CMS Garden, die Technologiekompetenz und Beratung zu verschiedenen CMS Systemen auf Basis unterschiedlichster Technologien leistet. Ich bin gespannt, ob es demnächst auch den Distribution Garden oder den Programming Language Garden geben wird.

Für mich persönlich ist ein Fazit, dass es sich lohnt, statt einer Vielzahl von Vorträgen eher längere Workshops zu besuchen, sich auf weniger Themen zu fokussieren und stattdessen mehr vor Ort praktisch zu üben. Bei den Vorträgen sind Praxisberichte oft interessanter und lehrreicher als Grundlagenvorträge oder reine Produktvorstellungen.