2023-07-24 23:57

30 Jahre Slackware Linux

Heise erinnerte vor einigen Tagen daran, dass die Linux-Distribution Slackware 30 Jahre alt wurde und die älteste noch existierende Linux-Distribution ist.

Softlanding Linux Systems

Als Linus Torvalds Anfang der 1990’er Jahre die ersten Versionen des Linux-Kernels veröffentlichte, existierten bereits die wichtigsten Tools des GNU (GNU’s Not Unix) Projektes, und beides zusammen bildete das GNU/Linux Betriebssystem.

Die Installation der einzelnen Komponenten war jedoch eine mühsame Angelegenheit, bis mit Softlanding Linux Systems die vermutlich erste Distribition das Licht der Welt erblickte. Damit war es möglich, einen Installer von Diskette zu booten und damit das restliche System menügesteuert zu installieren. Das Gesamtsystem wuchs im Laufe der Zeit von 15 auf 30 Disketten; jedoch hatte SLS einige konzeptionelle Schwächen, so dass die Community immer unzufriedener damit wurde.

Slackware

Zwei Entwickler wollten es besser machen. Während Ian Murdock einen völlig neuen Ansatz einer Community-basierten Entwicklung verfolgte, die zum Debian GNU/Linux wurde, wählte Patrick Volkerding den Weg, SLS in einzelnen Punkten zu verbessern, und nannte sein Werk Slackware. Dieses gibt es immer noch, mittlerweile in Version 15.

Anders als Debian (und in abgeschwächter Form später auch Red Hat und SuSE), das ein komplexes Paketmanagement mit feingranularen Abhängigkeiten entwickelte, blieb Slackware bei einem bewusst einfach gehalteten, auf TAR-Archiven basierenden Paketformat und Abhängigkeitsmechanismus. Während Debian- und Ubuntu-Systeme üblicherweise nur einmal installiert und dann jahrelang regelmäßig im laufenden Betrieb auf die nächsthöhere Version upgedated werden, sieht der typische Lebenszyklus eines Slackware-Systems so aus, dass es einmal mit den benötigten Paketen installiert und dann mit Drittsoftware ergänzt wird. In der Regel geschieht letzteres am Paketsystem vorbei, z.B. mit selbst compilierten Paketen über die GNU Autotools. Wenn nach einiger Zeit das System zu stark veraltet ist, so dass sich beispielsweise neuere Software nicht mehr compilieren lässt, wird es neu erstellt. Trotz (oder gerade wegen?) des archaisch anmutenden Konzepts hat Slackware bis heute eine treue Fangemeinde.

S.u.S.E. als deutsche Slackware

Anfang der 90er Jahre war ich noch Benutzer der Atari ST Produktfamilie und wartete gespannt auf eine brauchbare Linux- oder UNIX-Version für diese auf dem Motorola 680x0 Prozessor basierten Systeme. Doch weil Linux für die 68k Systeme nicht so richtig in die Gänge kam, kaufte ich schließlich doch Anfang 1995 einen PC mit AMD 486 DX 4/100 Prozessor.

Meine erste Linux-Installation darauf kam von einer geliehenen Box mit SuSE Linux Professional Installations-CDs, die man damals nur im Buchhandel erwerben konnte. Wie legal es damals war, diese auf Open Source Software basierenden, aber durch proprietären Setup-Tools angereicherten Installationsmedien zu verleihen und auf mehreren PCs zu installieren, habe ich nie herausgefunden; auch das ansonsten durchaus brauchbare Handbuch machte hierzu keine klaren Aussagen. Jedenfalls handelte es sich bei SuSE Linux damals um ein eingedeutschtes Slackware.

Nachdem die 1GB Festplatte des neuen PCs ab Werk defekte Sektoren hatte und der Verkäufer einen Ersatz versprochen hatte, musste der PC ohnehin bald neu installiert werden. Diesmal entschied ich mich für den Kauf eines Developers Ressource CD-Sets von Infomagic, das auf der ersten CD Slackware enthielt, anders als bei SuSE ohne deutsche Lokalisierung. Dieses System benutzte ich schließlich gute 1 1/2 Jahre.

Debian, die zweitälteste Distribution

In dieser Zeit installierte ich viel an Zusatzsoftware, auch solche, die es nicht in Slackware gab. Dabei stellte ich fest, dass sich auf den hinteren CDs des Infomagic-Sets die mir bis dato unbekannte Distribtion Debian 0.93 befand und diese umgangreiche Sourcecodes mitbrachte. Anfang 1996 gab es in der von mir mitorganisierten Linux User Group an der Uni Karlsruhe einen Vortrag über Debian, wobei der Sprecher vor allem das aufgeräumte Paketmanagement und die umfangreiche Softwareauswahl lobte. Nachdem im Juni 1996 Debian 1.1 (1.0 wurde wegen einer Panne ausgelassen) erschien, wurde es der naheliegende Nachfolger, dem ich bis heute trotz privater Ausflüge zu Ubuntu Linux und beruflicher zu SUSE und Red Hat immer noch treu geblieben bin. An die Zeit mit Slackware denke ich gerne zurück.

In diesem Sinne: Happy Birthday, Slackware!